Web-Tips

Velvet Condom - Lippenstift

Im Dickicht der Genre elektronischer Musik gab es immer wieder lokale Phänomene. In den 80er Jahren war “Cold Wave " der in Vergessenheit geratene Versuch, eine Musikrichtung zu beschreiben, die durch dezente analoge Synthesizer, eingängige Beats und einfache Melodien eine unterkühlt düstere Atmosphäre zu schaffen. Als Bands wie Trisomie 21, KaS Product oder Norma Loy in Frankreich respektable Erfolge feiern, wird der Begriff Cold Wave zum lokalen Phänomen, denn in anderen europäischen Ländern ordnet man die französische Spielart des Wave einfach existierenden Stilen unter.

Die Band Velvet Condom belebt Erinnerungen an die Musikrichtung wieder, die zu der längst vergessenen 80er Jahre Atmosphäre aus Neonröhren, Nebel und zuckenden Stroboskopen passt, wie keine andere. 2005 von Nicolas Isner und Oberst Panizza in Strasbourg gegründet, veröffentlichen sie Ihre Musik hauptsächlich in Deutsch, denn Sänger Nico hat deutsche Wurzeln, worauf die Band 2008 nach Berlin ziehen. Erinnerung an eine Zeit, in der Turmfrisuren und Vogelnester die Tanzflächen ambitionierter Clubs beherrschten, werden mit dem etwas komisch klingenden Namen Velvel Condom geweckt.

 

Lime - Unexpected Lovers

Es war einmal in den 80er - genauer 1981 - 1985, als Lime mit "your love", "angel eyes" und wie im hiesigen Videobeispiel "unexpected lover" grosse Erfolge feierten. Mit erfrischenden Plattencovers (immer in Limegrün gehalten) verzauberten sie die noch jungfräulichen Dancefloors der westlichen Welt. Als die Synthpop-Gruppe in Montreal gegründet wurde, war es wahrscheinlich dem Ehepaar Denis & Denyse LePage nicht klar, dass der Ursprung des High-Energy-Sounds (Hi-NRG) eines Tages auf die beiden zurückgehen wird.

Klar war da noch Moroder und Donna Summer, doch schaut man heute zurück, war der Sound von Lime mindestens so zeitlos, wenn nicht sogar noch Stilprägender. Eine obertonreiche tiefe und eine "Zuckerguss-ähnliche" hohe Stimme kann auch heute noch zu erfolgreichen Chartplatzierungen führen. Das Ehepaar ist übrigens geschieden und Denis LePage versucht sich als Transsexueller Act unter dem Pseudonym Nini Nobless auf lime-tune.com

Adriano Celentano - I want to know

Ich will wissen warum, ich will wissen wer, ich will wissen wie, ich will wissen wo, ich will wissen was, ich will es einfach wissen! Vielleicht weil das süsse Leben einem zu Bingo Bongo verleitet und auch das rauszücken eines Asses einen gezähmten Widerspenstigen wie den Supertypen "Azzurro" nicht beeindrucken kann oder weil ein total versautes Wochenende den Bluff aufgedeckt hat und der Nachbar geschrien hat "hilfe, sie liebt mich", aber dann doch wieder die Frage auftaucht: Wer hat dem Affen Zucker gegeben?

Nun der grösste bin ich, Serafino, weil Don Tango so zum Sing Sing anregt, aber trotzdem dem kleinen mit dem grosse Tick das gewisse etwas fehlt, um es zu wissen. Yuppi Du!

Yellow Magic Orchestra - Computer Games

1978 bildete sich in Japan um das Gründungsmitglied Haruomi Hosono das Yellow Magic Orchestra, das in etwa den selben Kultstatus wie Kraftwerk aus Deutschland geniesst. Vielleicht empfinden die Japaner den Kult noch stärker und vergleichen das Y.M.O. gerne mit dem Hype der Beatles in den 60er, stammt doch ein bekannter Haarschnitt (Techno cut) der heute noch in Japan gefragt ist von dieser Band ab.

Da Gesang hin und wieder auch vorkam und dann sogar auch in Englisch geplärrt wurde, kam das amerikanische Label A&M Records auf die asiatischen Technopunks zu und nahm sie unter Vertrag, auch wahrscheinlich, weil experimenteller Pop aus Japan kaum vertreten war. Der zu Beginn etwas nervös wirkende Track "Computer Games" schaffte es in Europa und USA sogar in die Charts! Bis heute spielt Yellow Magic Orchestra rund um den Globus live, allerdings beeinflusst mittlerweile Ryūichi Sakamoto den Sound sehr stark, was auch bei Jazz-affinen Fans sehr gut ankommt. Sakamoto wirkt als Komponist und Produzent, ist in Hollywood schon länger angekommen und verspricht genug Stoff für ein eigenes Kapitel, was seine Solokarriere und Erfolge anbelangt (der letze Kaiser, Feme Fatale).

Riva Starr feat Rssll "Absence"

Riva Starr ist in London beheimatet und hat sich in den letzen Jahren vor Ort eine grosse Fangemeinde aufgebaut, womit Gilles Peterson und Annie Mac sicher nicht ganz unschuldig sind. Letztere ist bekannt für Ihre Sendung auf BBC Radio 1 am Freitag und Sonntag Abend. Gilles Peterson kennt man ja auch in unseren Breitengraden.

Das Video, als auch die Musik zu "Absence" ist eine gelungene Fusion von kreativen Bildern und vorbildlichem Sounddesign, was in den letzten Jahren als Gesamtkunstwerk immer seltener geworden ist. Um so erfreulicher ist es, eine klare Estethik präsentiert zu bekommen, welche garantiert nicht rein zufällig entstand: Surrealistische Elemente prallen auf fast schon esoterische Soundgefilde, wunderbar verwoben mit einer populären Gesangs-Meldodie. Als 2009 Riva Starr in der House-Szene aufkam, rechnete wohl niemand mit einem solchen Track, welcher als Singleauskopplung vom kommenden Album "Hands In Hands" (11. März 2013) angedacht ist.