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l’après-midi d’un microphone

l’après-midi d’un microphone
Label: Mole
Release date: 2001-05-01
Passionierter Tüftler: Harmonische Beatarrangements, angesiedelt zwischen Trip Hop, Minimal-Elektro, Klick-House und Drum’n’Bass, süsse Wohlklangmelodien, erotisch-kühler Gesang: So in etwa würde das abstrahierte Schema für Alphawezen’s Debütalbum "l’après-midi d’un microphone" aussehen. Doch genau solche auf dem Reissbrett gezimmerte Musik ist ein Greuel für Ernst Wawra aka Aeric, Chefdenker hinter dem frischen Aachener Soundprojekt.

Seine ersten Experimente mit Maschinenmusik hat der passionierte Tüftler und selbsternannte Zufallsgenerator Wawra bereits vor 15 Jahren unternommen, zu einer Zeit, als New-Romantic- und New-Wave-Bands wie Soft Cell, Depeche Mode oder Yazoo in ihrer Blütezeit standen. Dass diese Aera sein Schaffen seit jeher beeinflusst hat und auch heute noch nachwirkt, will Wawra nicht leugnen. Selbst seine erste Veröffentlichung, die Drum’n’Bass-Single "Kommissa, die 1997 auf den Markt kam und vor allem in progressiven Hamburger Trendklubs auf sehr positive Resonanz stiess, war mit sympathischen Retro-Sounds durchsetzt. Bald danach überarbeitete Wawra seine Gesinnung und widmete sein Programm, welches nun auf dem Hamburger Vorzeigelabel Ladomat veröffentlicht wurde, fortan der experimentellen House-Musik.

Mit dem noch nicht lange existierenden Alphawezen-Projekt geht der Klangpoet nun noch einen Schritt weiter. Dank der Zusammenarbeit mit der talentierten Chanteuse Asu Yalcindag ist es ihm gelungen, der Synthetik eine menschlich-warme Komponente beizumischen. Obwohl einige der elf Songs sich in der bunten Grauzone zwischen kitschiger Kunst und kunstvollem Kitsch bewegen – dies ein Kompliment, keine Kritik – ist es Wawra gelungen, eine nachhaltige und sehr abwechslungsreiche Platte zu komponieren. Manches erinnert in seiner fragilen Verletztlichkeit an die Zürcher Combo Swandive, anderes bisweilen gar an Herbert und sein Masterpiece "Bodily Functions". "l’après-midi d’un microphone" ist ein Album, welches geradezu prädestiniert ist für die Herbst-Tristesse – sowohl als Trostspender wie auch als Melancholie-Katalysator.