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Open Doors

Open Doors
Label: Disque Office
Release date: 2005-02-01
Hybridsounds II: “Warum die Romands uns nicht lieben”, so der Titel des “Magazins” vor ein paar Wochen. Eine alte Geschichte neu aufgewärmt, eine Bestandesaufnahme, beruhend auf SVP-Klischées und “Röschtigraben”-Tatsachen, 15 vergebene Seiten, weil sie weder die West- noch die Deutschweizer auch nur um eine banale Erkenntnis bereicherten.
Machen wirs besser. “Weshalb wir die Romands lieben” wäre für eine CD-Rezension ein etwas grosser Rahmen, beschränken wir uns also auf den Mikrokosmos Musik, noch genauer auf eine junge, grossartige Band aus Morges namens La Fmille Bou. Das Quartett ist sowohl von der stilistischen Ausrichtung und Breite als auch von der Sensibilität und dem rar gewordenen Gespür für den grossen, wehmütigen Klang vergleichbar mit der leider nicht mehr existenten Zürcher Formation Swandive. La Famille Bou zelebrieren balladeskes Mourning ebenso eindrücklich wie narkotisierenden Downbeat oder groovigen Dancefloor-Pop. Dass sich die zwei Girls und zwei Boys dabei nicht allein auf “Electronic Programming” abstützten, sondern die elf Arrangements des Debüts “Open Doors” auch mit Bassgitarre und klassischem Cello verfeinern, gibt den Songs eine betörende Intensität und Dringlichkeit. Und der Band, dies eine Prophezeihung, eine verheissungsvolle Zukunft. Nicht im Heimathafen Romandie, nicht in der “bösen” Deutschschweiz, sondern dort draussen, in der grossen, weiten und sich stetig wandelnden Welt. Dort, wo Menschen mit “wahren” Problemen darauf warten, dass ihnen feinfühlige Geschichten, Träumereien und Aufbruchstimmung Trost, Hoffnung und Glückmomente bescheren werden. Geschichten wie jene der Famille Bou.