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Prophesy

Prophesy
Label: V2 Records
Release date: 2001-05-04
Drei erstklassige Alben innerhalb von drei Monaten, da fällt das Fazit eindeutig aus - der "Asian Underground, die einzigartige und hochgroovige Verbindung aus klassischen indischen Instrumenten und westlichen Clubbeats, hat derzeit Hochkonjunktur. Den Beginn machte Master Talvin Singh vor rund drei Monaten mit seinem zweiten Soloalbum "Ha". Im Mai schoben dann die Drum'n'Bass-Virtuosen Badmarsh & Shri ihr Debütalbum "Sings" nach.

Und vor zwei Wochen lancierte mit Nitin Sawhney schliesslich auch noch der wahrscheinlich talentierteste indische England-Secondo seinen Zweitling.
Dieses verwunschene Masterpiece trägt den Titel "Prophesy" und ist mindestens eine Güte-Kaste höher einzustufen als das wahrlich nicht schwache 99er Debüt "Beyond Skin". Verantwortlich dafür ist insbesondere die stärkere Gewichtung des Stimmelements. Und wer Sawhneys Arbeitsweise kennt, weiss, dass dieses Re-Design kein Zufallsprodukt sein kann. Laut eigenen Angaben hat der Soundingenieur sein Opus Magnum "mit ein paar nackten Knochen im Studio begonnen. Danach ging ich um die Welt, um die dazugehörige Seele zu finden".
Spätestens bei "Acquired Dreams, dem dritten Song des Albums, offenbart sich in wunderbarer Deutlichkeit, dass Sawhney fündig geworden ist. Wie die meisten der 15 Tracks ist auch "Acquired Dreams" vielschichtig arrangiert und mischt klassische Streicher mit Jazzpiano-Passagen, Ambient-Sphären, indischen Flöten, einem sanft wummernden Background-Breakbeat und einem melancholischen, gleichzeitig geheimnisvoll betörenden Frauengesang. Daraus entsteht eine einzigartig erquickend-entspannende Ambience, die sich wie ein Roter Faden durch die ganze Platte hindurch zieht. Mit ein paar smarten Kunstgriffen wie dem Einsatz von Flamenco-Gitarren, Spoken-Word-Beiträgen oder Soundtrack-Sampling hat es Sawhney gleichwohl verstanden, die bei allen "Asian Underground"-Erzeugnissen heimtückisch lauernde Monotonie von "Prophesy" fernzuhalten. Dies ist eine Platte, die ihre tiefgründige Schönheit wohl erst in einer einsamen Herbstnacht voll wird entfalten können.